ET IS, WIE ET IS UN ET KÜTT, WIE ET KÜTT! JUPP

OPENMINDYOGA Hamburg, Et is, wie et is, Blog

Mein Großvater hieß Josef, meine Großmutter hieß Maria und meine Mutter heißt nicht Jesus.

Auch war mein Großvater nicht Zimmermann, sondern Gärtner, er kam auch nicht aus Nazaret sondern aus Wickrath. Und das liegt im Rheinland. Entsprechend hieß Josef auch nicht Josef, sondern Jupp und auch nicht Großvater, sondern Oppa Jupp oder Oppa oder Jupp.

Und wer auf unserer ÜBER UNS – Seite schon mal meinen Text überflogen hat, der ist dort Oppa Jupp auch schon begegnet. Das ist der weise Großvater, der zufrieden auf seiner Gartenbank saß und die großen Rheinischen Lehren verkündete:

Et is, wie et is;
et kütt, wie et kütt!

Und Oppa Jupp war ein Mensch, der diese Rheinischen Lehren (da gibt es noch ein paar mehr, die Ihr im Laufe der Zeit kennenlernen werdet) nicht nur verkündete, sondern sie aus seinem Inneren heraus lebte. Im Laufe der Zeit und beim reflektieren über meine Kindheit und meine Familie – ich praktizierte da schon länger Yoga – stand mir klar vor Augen: Ich hatte all die Jahre meiner Kindheit und Jugend mit Oppa Jupp verbracht, ohne zu merken: Jupp war ein Yogi!!!! Als es mir bewusst geworden ist, da war Jupp schon tot. War in Mahasamadhi übergegangen – nach einem langen, sehr zufriedenen Leben – das durchaus viele Höhen und ebenso viele Tiefen mit einigen „Schicksalsschlägen“ hatte.

Jedenfalls bin ich mit Opa Jupp groß geworden und hing unablässig an seinem Rock – Pardon – Latzhosenzipfel. Er hat mich schließlich fast 40 Jahre meines eigenen Lebens begleitet und darüber bin ich sehr dankbar und glücklich.
Über all das was er mir mitgegeben hat, was er mir gezeigt und erklärt hat und über die viele Zeit, die wir schweigend in unseren Arbeiten versunken, miteinander verbracht haben.

Wenn Opa Jupp zum Beispiel den Garten umgegraben hat, dann saß ich in meiner Sandkiste – ein alter großer Treckerreifen, den Jupp mit Sand von der Baustelle eines Nachbarn gefüllt hatte, und imitierte ihn. Dabei beobachtete ich genau, was Jupp tat und setzte es in meinem Sandreich eins zu eins um.

(Als ich älter wurde, bekam ich ein eigenes, abgegrenztes Stückchen Land im richtigen Garten, aber das ist eine Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden will.)

Aus meiner kindlichen Perspektive betrachtet, war das Stück Land, das Jupp umgraben musste, unendlich groß, Abermillionen Spatenstiche mussten getan werden. Und je mehr Spatenstiche er mit den immer gleichen Bewegungen und im immer gleichen Tempo machte, desto mehr versank er in eine Art Trance. War physisch ganz in meiner Nähe und doch ganz weit weg. Heute weiß ich, dass er nichts anderes gemacht hat, als eine ganz natürliche Bewegungsmeditation zu praktizieren, die ihn in seine Mitte brachte und aus der er erst wieder auftauchte, wenn er seinen letzten Spatenstich getan hatte. Darauf habe ich immer gewartet. Dann stützte er sich auf dem Spaten ab, zog das große blau-gelb karierte Stofftaschentuch aus seiner grünen Gärtnerlatzhose, wischte sich bedächtig den Schweiß von der Stirn und betrachtete zufrieden sein Werk, bevor zu mir sah und mein Werk bewunderte.
Ich hatte in der Zwischenzeit die Grenzen meines Treckkerreifens längst überwunden und den Sand in einem großen Radius drumherum verteilt, war ebenfalls glücklich über das, was ich geschafft hatte. Jupp kam dann mit dem ihm eigenen Schmunzeln, das unweigerlich in ein breites Grinsen überging und der großen Schaufel zu mir rüber und gemeinsam schaufelten wir den Sand zurück in das Reich seiner reiflichen Begrenzung.

Dann nahm er einen grauen, gerippten Lappen von der Wäscheleine (erst viel später erkannte ich, dass es Überreste von Jupps langen Unterhosen oder Unterhemden waren), wischte unsere Schaufeln sauber und machte sich auf den Weg zu besagter Gartenbank. Ich trottelte hinterher. Angekommen hob er mich hoch , setzte erst mich und dann sich auf die Bank, zog zwei Bonbons oder zwei Äpfel aus einer der vielen Latzhosentaschen – irgendwo war immer irgendwas leckeres drin – und dann saßen wir zwei da eine Weile auf der Bank und schmatzten und schauten und waren zufrieden.

„Et is, wie et is“ – der Garten muss nun mal umgegraben werden,
„Et kütt, wie et kütt“ – ob es nun regnet oder die Sonne scheint. Das entzieht sich unserem Einfluss.

„Et is, wie et is un et kütt, wie et kütt!“ Und genau so wie es ist und wie es kommt, ist es gut!

Unzählige Erinnerungen und Geschichten an und von Oppa Jupp gibt es und die ein oder andere werde ich mit Euch auf diesem Blog teilen. Es lohnt sich ihn besser kennen zu lernen!

In diesem Sinne wünsche ich Euch alles Liebe, freue mich darauf, Euch bei den nächsten Geschichten wieder zu treffen, bis bald,

Kerstin

Jupp mit Möhre

 

 

 

 

Auf dem Foto ist Opa Jupp so um rum 80. Er meinte, für eine Rose im Mund, sei er nun doch allmählich zu alt. Ob die Möhre seinem Alter entsprechend seriöser ist, wage ich allerdings zu bezweifeln?!

Und es gibt tatsächlich Fotos von Jupp in jungen Jahren mit Rose im Mund! Allerdings hat er da keine grüne Latzhose an.

4 Antworten auf „ET IS, WIE ET IS UN ET KÜTT, WIE ET KÜTT! JUPP“

  1. Liebe Kerstin,
    wie schön Du von Oppa Jupp erzählst! Und wieviel schöner noch, dass er Dich so lange begleitet hat! Nun wundert mich nicht mehr, dass Du so viel Erdung und Gelassenheit in Dir trägst.
    Lieben Gruß von Renate

    1. Danke, liebe Renate!
      Ja – Oppa Jupp war schon ein ganz „Toller“! Von vielen unterschiedlichen Seiten wurde und wird es mir immer noch zugetragen. Dä Jupp hät wirklich Spuuure hingerloohße! Bei vielen Menschen.
      Alles Liebe, Kerstin

  2. Hallo Frank,
    danke für Deinen schönen Kommentar! Das tut gerade jetzt zum Anfang richtig gut!! Und ja – so soll´s weiter gehen.
    Liebe Grüße, Kerstin

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