OPPA JUPP UND DER NIKOLAUS

Oppa, was wünschst Du Dir zu Weihnachten?

Ein Herzchen voll Liebe, die Augen voll Licht, das will ich haben, mehr brauche ich nicht!

Keine Kekse??!!!

DOCH!!! Und ene Kartojng Engelsaugen!!

Und so trug es sich zu, dass ich in der Vorweihnachtszeit dem immer gleichen Ritual folgend, Blech um Blech Engelsaugen für Oppa Jupp in den Ofen schob, bis eine große Kiste prall gefüllt darauf wartete, feierlich übergeben zu werden. Engelsaugen sind besondere Kekse. Magische Kekse, die aus der Schwiegerfamilie über viele Generation tradiert, ihren Weg zu uns und zu mir als Hüterin der Backtradition fanden. Nach freudestrahlendem Überreichen der schweren Kiste – wog sie weniger als zwei Kilo gab´s ein enttäuschtes Gesicht – wurde Oppa Jupp Hüter des Keksschatzes, verstaute diesen sorgsam auf dem Vertiko in seinem Schlafzimmer, um jeden Keks feierlich zu holen und auch unter besonderen Umständen mit ihm lieben Menschen zu teilen. Jeder kannte den Wert dieser Kiste und jeder war sich der besonderen Gunst bewusst, wenn Oppa Jupp ein Engelsauge teilte.

Weihnachtszeit ist Oppa Jupp Zeit. Jedes Jahr und immer wieder. Auch wenn es seine physische Anwesenheit nicht mehr gibt, sein Geist, seine Seele begleiten mich tagein tagaus, war er einfach der mich vielleicht am meisten prägende Mensch in meinem Leben. (Danke Universum!!! Mir ist viel Elend erspart geblieben ;-)) Die Erinnerungen, die sind oft sehr lebendig.

Oppa Jupp hatte an Hl. Abend morgen die ehrenwerte Aufgabe den Baum zu schmücken…aber das ist eine andere Geschichte…die muss bis zum nächsten Jahr warten. Ich wollte die Nikolausgeschichte mit Euch teilen.  

Also! Im katholisch geprägten Rheinland war Nikolaus ne große Nummer. Nicht nur schön, sondern tatsächlich auch mit einer gewissen Angst besetzt, denn der Nikolaus brachte seinen Gefährten mit, Knecht Rupprecht, der war ganz schwarz, rasselte mit schweren Ketten und hatte einen Sack, in den die Kinder kamen, die übers Jahr nicht brav gewesen waren. Auch diese Geschichte, schwarzer Pädagogik ist eine andere und wird ein andermal erzählt.

Tradition war es, dass ich, wie so ziemlich alle Kinder, am Nikolausvorabend einen Teller und ein Stiefelchen aufstellte, die der Nikolaus über Nacht mit Apfelsinen, Mandarinen, Nüssen, Süßigkeiten und einem kleinen Spielzeug füllte. Ich erinnere mich noch genau an das aufstellen vom Teller , an die verzauberte Stimmung – ich hatte einen kleinen Suppenteller mit Huhn und Kükenbemalung am Grund, der mich immer dazu veranlasste, so viel zu essen, bis diese sichtbar wurden…. Auch an jenem Abend – ich mag so fünf – sechs Jahre alt gewesen sein. Da stellte ich meinen kleinen Teller auf dem Küchentisch auf, das Stiefelchen auf dem Boden daneben, als Oppa Jupp aus dem Keller herauf polterte und neben meinem Tellerchen eine Zinkwanne deponierte.

Kein Tellerchen, keine Schüssel – nein, ein Zinkwanne mit mindestens 80 Liter Fassungsvermögen… Mir fielen die Augen fast aus dem Kopf.

Um anschließend neben meinem winzigen Stiefel, der eher ein halbhoher Schuh war, seinen riesigen Gartenwintergummistiefel  – Größe 44 – zu platzieren. Meine Augen wollten nicht wieder zurück in ihre kuscheligen Höhlen. Fassungslos stand ich daneben, als Oppa Jupp sagte: Mal sehen, was der Nikolaus mir bringt. Oppa Jupps Grinsen, von einem Ohr zum anderen, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wahrnehmen.

Ansonsten nicht auf den Mund gefallen, blieb mir an dieser Stelle die Luft und damit auch die Sprache weg. Die hatte sich zwischen Huhn und Küken gebettet… Ich war still empört und bebte innerlich, was ein einschlafen unmöglich machte. Nachdem es im Haus still wurde und alle sich in ihre Betten verzogen hatten, stand ich das erste Mal auf, um zu gucken, ob ich den Nikolaus erwischte, um meiner Empörung über diese dreiste Maßlosigkeit Luft zu machen. Der war allerdings noch nicht da! Und auch die nächsten gefühlt 20 Male war er noch nicht da…klar, der hatte ja auch ne Menge zu tun… In meiner Erinnerung habe ich in dieser bedeutungsschwangeren Nacht kein Auge zu getan, so aufgeregt, so empört, wartete ich verzweifelt darauf, den heiligen Mann im roten Gewand zu erwischen.

Irgendwie muss ich dann doch geschlafen haben, denn als ich im Morgengrauen um die Ecke in die Küche schoss, erkannte ich gleich im Dämmerlicht, dass Teller und Zinkwanne prall gefüllt waren, aus Schuh und Stiefel ragte hoch etwas raus. Rumms, haute ich die Lichter an, überschaute mit einem Blick, was der Nikolaus gebracht hatte, brüllte aufgeregt durchs ganze Haus, dass der Nikolaus da gewesen ist. Oppa Jupp kam im gestreiften Pyjama, Omma Mary in Nachthemd und Strickjacke… Mein Tellerchen, mein Schuh, waren bunt gefüllt wie immer, Oppa Jupps Zinkwanne war hoch gefüllt mit Kohlen und Briketts, aus seinem Stiefel ragte ein große Rute, an der ein winziger Schokoladennikolaus neben einem Flachmann mit Korn hing (nicht dass ich mich erinnere Oppa Jupp jemals Korn trinken zu sehen…) und Oma Mary sagte zu Oppa Jupp:

Siehste Jupp! Ich hab Dir gesagt, dass Du nicht so gierig sein sollst. Das haste nun davon.

Und so war ich glücklich, hatte nebenbei die Lektion über die Auswirkungen von Gier gelernt, die selten Gutes bringt. Es ging nicht um falsche Bescheidenheit, sondern um das rechte Maß.

Auch heute noch an all die liebevollen Lektionen denkend, sitze ich hier und bin unendlich dankbar für diese wertvollen Menschen, die meine Kindheit begleitet haben. Danke Oppa Jupp, danke Omma Mary!

OPPA JUPPS OSTERFREUDE

Oppa Jupp, OPENMINDYOGA, Kerstin Hilgers

Oppa Jupp, OPENMINDYOGA, Kerstin Hilgers

…oder, wie die Dinge aus dem Ruder laufen können…

Ostern nähert sich mit großen Schritten… Osterzeit ist Oppa Jupp Zeit… Aber eigentlich ist jede Zeit Oppa Jupp Zeit. Oppa Jupp ist immer da. Dennoch tanzen die Gedanken an unvergessliche Kinder-Ostersonntage jedes Jahr aufs Neue und schlagen Erinnerungskapriolen kindlicher Freude. Ostersamstag fing der heilige Osterzirkus an, Eierfärben in Mutter Marys Küchenheiligtum war lustiger Weise Männer- und Ehrensache für Oppa Jupp. Erst wurden die Eier fachgerecht und sorgfältig angepiekst. Dann ließ er sie vorsichtig mit dem Esslöffel ins kochend sprudelnde Wasser gleiten. Während die Eier kochten, hatte Oppa Jupp die Uhr argwöhnisch im Auge – 8 Minuten Kochzeit durften auf keinen Fall überschritten werden, damit das Eigelb keinen graugrünen Rand bekam-, wurden die kleinen Farbplättchen in Essig und kaltem Wasser in hübsch drapierten Schälchen aufgelöst. Schlug die Uhr acht Minuten, holte Oppa Jupp die Eier aus dem kochenden Wasser, um sie vorsichtig abzuschrecken. Als Kind habe ich nie so ganz verstanden, warum dieser Vorgang abschrecken hieß…kein Gruseln, kein schreien, kein Monster weit und breit… nicht mal ein Klitzekleines. Im Sommer der folgte wurde ich eines Besseren belehrt, als Oppa Jupp den Wasserschlauch mit eiskaltem Wasser auf mich richtete und ich erschreckt quietschend davonstob…Oppa Jupps Lachen im Nacken…siehste genau wie bei den Ostereiern…okay, okay…die Sache mit dem abschrecken war irgendwie verstanden.

Während also Oppa Jupp die hartgekochten Eier liebevoll im Farbbad hin und her schob, damit sich nur ja keine blasse Stelle auf dem Ei entwickelte, bekam das quengelnde Kind, bekam also ich, merkwürdig anmutende glibbrige Farbstäbchen in die Hand gedrückt, mit denen auch ich schneeweiße Eier, die zuvor mit Hamsterbacken und vereinten familiären Kräften ausgepustet worden waren, bemalen und betupfen durfte… gefühlt hat es bis in die Pubertät gedauert, bis sich die Farben so von einander trennten, wie ich es mir vorgestellt hatte und nicht mehr braun grüne Sumpflandschaften mit Brueghelcharakter auf den Eiern hinterließen. Dennoch nicht entmutigt entstand ein Kinderfrühwerk nach dem nächsten, mehr Farbe auf dem Kind, als letztendlich auf den Eiern, bis Oppa Jupp das Prozedere der perfekt gefärbten Ostereier abgeschlossen hatte. Wir waren stolz und bewunderten die jeweiligen Ergebnisse. Beim Pollieren der gefärbten Eier, mit einer von Oma Mary geklauten Speckschwarte, durfte ich Oppa Jupp dann wieder zur Hand gehen. Farbenprächtigste, formvollendet makellose und auf Hochglanz gebrachte Eier standen am Ende für  den Osterhasen abholbereit.

Während Oppa Jupp und ich unserem gewichtigen Treiben nachgingen, trudelten meistens schon Mutter Marys Bruder – Onke Pepi in eleganter Begleitung – mit Tante Käthchen auf der Bildfläche des österlichen Szenarios auf. Mit einem weiteren nicht unwichtigen Accessoire für das bevorstehende Osterfrühstück – dem berühmten Flockenkalb, das, nach erstmaliger Einführung, niemals mehr fehlen durfte. Das Flockenkalb war ein eigens für das bevorstehende Großereignis gebackene Osterlamm aus süß zitronigem Teig mit fellimmitierenden Kokosraspeln bestreuselt.

An den Rest des Samstags fehlt mir jede Erinnerung. Die setzt erst wieder am Ostersonntag – früh morgens ein, das ganze Haus noch mehr oder minder im Tiefschlaf, als ich auf der Lauer liegend darauf wartete, endlich den Osterhasen auf frischer Tat zu ertappen. Wirklich gelungen ist mir das nie!!! Denn der Osterhase wusste nur allzu genau, dass das aufgeregte Kind sehr früh auf den Beinen sein würde und war noch viel früher unterwegs. Um sich dann wieder gemütlich ins Bett zu kuscheln, was sich mir erst Jahre später offenbarte. Genau genommen gab es bei uns nicht nur einen Osterhasen sondern zwei. Oppa Jupp und Onkel Pepi, die eine diebische Freude beim Suchen und Finden der abenteuerlichsten Verstecke hatten.

Die Krönung des ausgeklügelsten Verstecks trug sich zu, als ich gerade so sechs war, im Frühling vor der Einschulung. Die ganze Versteckerei erfolgte nach einem sehr stringenten Plan. Die gefärbten Eier wurden einzeln versteckt, das ein oder andere blieb bis zum Sommer verschwunden und wurde erst durch seinen strengen Geruch an heißen Sommertagen gefunden. Dann gab es eine Handvoll kleinerer Moosnester, die mit Schokoladen- und Nougateiern, bunten Schaumeiern und zweifarbigen Waffeleiern bestückt waren. Und dann gab es ein großes Hauptnest, das wichtigste Ziel meiner kindlichen Jagd, in dem ein kleines Spielzeug lag. Aber viel wichtiger war der große goldene Schokoladenosterhase,  mit rotem Bändchen und güldenem Glöckchen das klingelte, den Onkel Pepi, der Bruder meiner Oma, immer direkt aus der Schweiz mitbrachte, um ihn dem Osterhasen zu übergeben. Und der wie ein Hüter der Zeit glänzend über allem thronte. Für das große Osternest wurde immer ein besonders schwierig zu findender, mit großer Raffinesse ausgetüftelter,  beinahe an Heimtücke grenzender, Platz gesucht. Mal wurde das Nest in einen Baumwipfel hochgezogen, aber gerade noch zu erkennen, mal ins Vogelhäuschen gequetscht,  mal lag es unter braunen Tannennadeln im Wäldchen vergraben…Auf meinen Suchen begleiteten mich die Stimmen von Oppa Jupp und Onkel Pepi…warm, wärmer, kälter….gaaaanz kalt…heiß.

Und dann kam dieser eine besagte Ostersonntag, der mein kleines Kinderherz sehr ins Wanken und schließlich ins Taumeln brachte. Nachdem ich so ziemlich alle Eier gefunden hatte, die kleinen Nestchen stolz auf Oppa Jupps Gartenbank drapiert hatte, blieb das große Osternest mit der goldenen Trophäe für mich verschwunden. Jeden Winkel, jede Ecke hatte ich durchstöbert, jedes noch so kleinste Blättchen dreimal umgedreht… Alles hatte ich abgesucht…mehrfach und immer und immer wieder… Wenn ich an Oppa Jupps Treibhaus vorbeikam, hörte ich die beiden Männer sagen: wärmer, wärmer, sehr warm und an den riesigen Regenwassertonnen: sehr heiß… aber da war einfach nichts… nicht davor, nicht dahinter, nicht dazwischen…nirgends… es war zum verzweifeln…was ich nach der zehnten erfolglosen Runde ums Treibhaus auch tat. Ich verzweifelte! Tränen der Wut und Enttäuschung brachen sich ihre Bahn. Ich war nicht zu beruhigen….

Oppa Jupp und Onkel Pepi, die bis dahin eine Riesenfreude damit hatten, dass ihr Versteck unentdeckt blieb, verstummten mit ihrem feixen schlagartig. Oh je, den Spaß auf die Spitze getrieben und darüber hinaus, nahm Oppa Jupp mich auf den Arm, sprach beruhigend auf mich ein…aber ich war nicht zu beruhigen…schluchzte und bebte an seinem Hals… Dann hielt Oppa Jupp mich über die Regentonne, die wesentlich größer war, als ich, hob den Deckel an…und da schwamm es, das große Osternest in einer Plastikschüssel – mit dem goldenen Hasen mittendrin!

Ich war so wütend auf diesen scheiß blöden bekloppten Osterhasen… schimpfte wie ein Rohrspatz, während die Tränen weiter kullerten…bis Oppa Jupp und Onkel Pepi mir sagten, dass es nicht der Osterhase war, sondern dass sie – die beiden – selber es gewesen waren, die das Nest in die Tonne gesetzt hatten! Weil sie im Auftrag des Osterhasen das allerbeste Versteck finden sollten…Tolle Wurst!! Ich schnappte eine gefühlte Ewigkeit nach Luft und beruhigte mich wieder. Schließlich war der goldene Hase da. Und irgendwie geriet meine kleine große Kinderwelt wieder in Ordnung…denn der Osterhase war nicht gemein und letztendlich hatten die beiden mir schließlich beim finden geholfen.

Ich habs überlebt und sämtliche Lindthasen auch. Ich konnte die nicht essen, brachte es einfach nicht übers Herz. Oppa Jupp auch nicht und so hat er sie gesammelt. Und so fanden wir in Oppa Jupps Wohnzimmerschrank nach seinem Tod ungefähr 13 mumifizierte Lindthasen, die immer noch in ganzer Pracht golden leuchteten und klingelten.

Oppa Jupps Geschichten haben immer was mit Yoga, yogischem Leben zu tun, sind manchmal Gleichnisse… Aber diese Ostergeschichte??? Vielleicht, dass kindliche Freude – in diesem Fall Oppa Jupps Freude am perfekten Versteck – so groß sein kann, dass man kurzfristig das Gegenüber vergisst und nicht merkt, dass man den Bogen überspannt. Das kann passieren. Ohne Harm. Ohne böse Gedanken… einfach so! Aber wenn so etwas passiert, ist es wichtig, wie man anschließend damit umgeht, wenn das Kind sprichwörtlich in den Brunnen gefallen ist… und meines Erachtens hat er es richtig gemacht… er hat das Kind herausgezogen, die Ehre des Osterhasen wieder hergestellt, das Kind in den Arm genommen und nicht das Kind – also mich jetzt –  glauben gemacht, es wäre doof…

Ich vermisse Oppa Jupp und sein liebevolles Wesen und sein intuitiv lebensbejahendes Wissen an jedem einzelnen Tag… und gerade jetzt besonders, in einer Zeit, in der viele Menschen alles tun, damit uns unsere Welt und unser Leben um die Ohren fliegt…. Es müsste ein paar mehr Oppa Jupps in dieser Welt geben…

Oppa Jupp mit Perücke, OPENMINDYOGA, Kerstin Hilgers

 

 

 

Oppa Jupp mit Tante Gustis Perücke, Apfelsinen in der Weste und einer Rose im Mund…

„Sei verrückt … wann immer Du kannst … „

DIE GESCHICHTE MIT DEN LIEBESPERLEN…

die Geschichte mit den Liebesperlen copy

oder was es mit der Wahrheit auf sich hat…

Da gab es den Bruder von Oppa Jupp, Onkel Hans, der mit seiner Familie im Haus gegenüber wohnte. Zu der Familie die in Onkel Hans lebten, gehörten seine Frau, sein Sohn mit Frau und deren drei Töchter– meine drei Großcousinen. Als Einzelkind war ich froh, nur mal eben über den Wendehammer – der immer nur „der Platz“ hieß – sausen zu können, um jederzeit Spielkameradinnen vorzufinden.

Onkel Hans war ganz anders als Oppa Jupp. Onkel Hans war laut, schimpfte oft mit uns Kindern, hatte eine furchteinflößend laute Stimme. Ich erinnere ihn in seinem weißen Rippenunterhemd, das locker über der Arbeitshose hing, mit hochrotem Kopf die Fäuste schwingend und uns Kindern  hinterher brüllend, wenn er sich durch uns gestört fühlte. Wir hatten tatsächlich Angst vor ihm, besser man ging Onkel Hans aus dem Weg. Was auch kein Problem war. Unsere Kinderwege waren voller paradiesischer Verstecke, geheimer Winkel und hoher Bäume, in denen man einfach unsichtbar werden konnte.

Gerne trugen wir Kinder unser Taschengeld in das „Büdchen“, einem Kiosk, zwei Straßen weiter. Da bekam man einfach alles! Für 50 Pfennig hatte man 5 Wassereis, eine Tüte voller Gummizeugs, dass man sich aus großen Behältern einzeln herausfischte, oder aber auch ein Fläschchen mit Liebesperlen, dessen Verschluss so einen Nuckel hatte.

Es war ein heißer Sommertag, ich spielte mit meinen Cousinen – wie so oft –  unendlich lange Rollenspiele, Vater, Mutter, Kind – so in der Art, der große Birnbaum war das Haus, jeder große Ast auf dem man sitzen konnte, war ein Zimmer. Am Nachmittag kam unsere Büdchen-Zeit, wir trugen unsere Groschen in den kleinen Laden, Wassereis, saure Gummibärchen; meine Wahl fiel auf das Fläschchen mit den bunten zuckrigen  Liebesperlen. Bald nach dem wir mit unseren Schätzen in unser Baumhaus zurückgekehrt waren, ereilte meine Cousinen der Ruf, nach drinnen zu kommen. Da stand ich nun mit meinen Liebesperlen! Zu viele, um sie alleine zu essen, nach Hause bringen konnte ich sie nicht, mir war das doofe Zuckerzeug verboten…

Was tun? Ich musste die Dinger loswerden! In meiner Not lief ich zum Haus meiner Cousinen, in dem ja auch Onkel Hans lebte, öffnete den Briefschlitz in der Haustür und schüttete den gesamten Inhalt der kleinen Flasche einfach durch die Öffnung. Durch die Glasscheibe in der Tür konnte ich sehen, wie sich hunderte bunter Perlchen im ganzen Flur verteilten. Das hinter dem Briefschlitz kein Kasten war, hatte ich nicht bedacht. SCHOCKSTARRE! Das Bild des wütenden Onkel Hans tauchte vor meinem inneren Auge auf. Ich schnappte mir das leere Fläschen, sauste über den Platz, durch Oppa Jupps Garten über die Veranda  in unser Haus und versteckte mich hinter der Badezimmertür. Das leere Fläschchen ließ ich im Wäschekorb verschwinden.

Ich weiß nicht, wie lange ich hinter der Tür gestanden habe – es war eine gefühlte Ewigkeit. Scham, Angst und Ohnmacht hatten sich hinter der Tür zu mir gesellt. Ich wusste, dass das, was ich getan hatte, nicht richtig war, aber bei dem Gedanken an den donnernden Onkel Hans, versteckte ich mich lieber, blieb mit meinen verstörenden Gefühlen zitternd hinter der Tür stehen, harrend der Dinge, die da unweigerlich kommen würden. Die Dinge ließen auch nicht lange auf sich warten. Bald schon hörte ich den schimpfenden Onkel Hans über den Hof kommen, Oppa Jupp, der beschwichtigend auf ihn einredete im Schlepptau, wurde ich bald hinter der Badezimmertür gefunden und zur Rede gestellt. Mein anfänglich hilfloses Leugnen erwies sich als zwecklos, die Lüge war enttarnt, denn Onkel Hans hatte mich bei meiner Liebesperlen-Entsorgung beobachtet.
Mutter Mary, meine Oma, die inzwischen auch hinzu geeilt war, hielt den wütenden Hans im Zaum, Oppa Jupp holte Kehrblech und Besen, nahm mich bei der Hand und brachte mich über den Platz zum Ort der Unmut. Eigentlich sahen die verstreuten Liebesperlen wunderschön aus, wie sie so den tristen Flur verzierten. Oppa Jupp sagte: „Schön bunt“, grinste verschmitzt und drückte mir Kehrblech und Besen in die Hand und ich fegte jede einzelne der Perlen, die klickernd auf das Blech rollten, auf.

Nachdem wir die Liebesperlen gemeinsam im Mülleimer entsorgt hatten – erleichtert ließ ich den Deckel mit einem lauten „Rums“ zufallen – kam uns Onkel Hans, inzwischen, dank Mutter Mary, wieder etwas beruhigter entgegen. „Hans, et is doch alles juuht“, sagte Oppa Jupp und brachte mich zu seiner Gartenbank, um den obligatorischen Apfel mit mir zu teilen. Es war einer der besten Äpfel meines Lebens; tausendmal leckerer, als das bunte Zuckerzeugs.

Schimpfen war nicht mehr nötig. Ich hatte durch das Erlebte hinter der Badezimmertür definitiv meine Lektion auf mehreren Ebenen gelernt. Wäre ich von Anfang an bei der Wahrheit geblieben, hätte ich die Liebesperlen einfach nach Hause getragen, hätte ich mir zwar auch was anhören müssen, es wäre aber sachlich geklärt worden. Was ich daraus gemacht habe, war, mich von meiner Angst und Panik leiten zu lassen, die alles um so viel schlimmer gemacht hatte. Also lernte ich: Angst ist definitiv ein schlechter Ratgeber. Ich lernte noch, dass Lügen ziemlich leicht enttarnt werden können und sie deshalb kein gutes Mittel zum Zweck sind. Außerdem schüren sie nur noch mehr Angst.

Was die Verbindung zum Yoga bringt. Yoga ist Leben. Satya, die Wahrhaftigkeit – einfach übersetzt,  als das erste von Patanjalis Yamas, erkenne ich in meiner Geschichte. Immer wieder werde ich darauf gestoßen, welche Essenzen in den Yamas und Niyamas stecken und wie oft sie mir im täglichen Leben begegnen, wenn ich den Dingen mit Achtsamkeit begegne.

Durch  Oppa Jupps Art mit den Dingen umzugehen, lernte ich durch Erfahrung zu erkennen. Und ich kann nicht oft genug wiederholen, wie dankbar ich dafür bin. (Logisch war er nicht mein einziger „Erziehungsberechtigter“, aber eben ein Wesentlicher…)

Danke, Oppa Jupp!

KERSTIN HILGERS

Ich, Kerstin, auf dem geliebten Emailletöpfchen sitzend, die Erkenntnisse verkündend 😉

AM ENDE ZÄHLT NUR DIE LIEBE…

Am Ende zählt nur die Liebe - OPENMINDYOGA

Am Ende zählt nur die Liebe“ – das, was wie der Titel einer Rosamunde Pilcher Verfilmung klingt, ist nichts anderes, als die Erkenntnis, die mir bei meiner Arbeit als Trauerrednerin Licht in meine verdunkelten Verständnisecken gebracht hat.

(Ja, Yogalehrerinnen können auch Trauerrednerinnen sein!)

Ich höre häufig, dass ich doch ein Buch über all das schreiben könnte, was mir in diesem Beruf an Schicksalen und Geschichten begegnet. Ja, in der Tat! Ich höre viele Geschichten. Ich höre schöne Geschichten, traurige Geschichten, erheiternde Geschichten, schrecklichste Geschichten, zu Tränen rührende Geschichten, urkomische Geschichten, Geschichten voller Liebe und Güte, Geschichten voller Hass und Zorn…ich höre viele Geschichten. Geschichten über ein ganz bestimmtes Leben, Geschichten über das Leben an sich. Und alle bewegen mich. Jede einzelne.

Würde ich tatsächlich ein Buch über all die Dinge, die mir in einem Zustand größter Offenheit und sensibler Verletzlichkeit anvertraut werden, schreiben, gäbe es ein zentrales Thema, das alles und jedes miteinander verbindet. Ein Thema, dass sich wie ein roter Faden durch alle Geschichten und Leben mäandert. Das Thema des roten Fadens ist die Liebe.

Ich glaube, nein – ich bin mir sicher, dass man alle menschlichen Leben auf dieses eine Thema „herunterbrechen“ kann…

Ein Menschenleben steht und fällt mit erlebter und gelebter und auch mit nicht erlebter und gelebter Liebe. Sie ist der Motor für alle Handlungen oder der Sand im Getriebe für alle Stillstände.

Die Liebe ist  der wichtigste Dünger im menschlichen Nährboden für gesundes Wachstum oder wenn fehlend für mangelhaftes Wachstum. Ein Übermaß führt zu Überdüngung, auch da kümmert der Spross…

Es gibt so viele Menschenleben und damit so viele menschliche Realitäten. Und jedes Leben, jede Realität ist wahr. Auf einer bestimmten Ebene. Ein jedes Menschenleben unterscheidet sich von dem Anderen, ist eine Welt – ein ganzer Kosmos mit allen Facetten für sich, mit den verschiedensten Ausprägungen. Dennoch steht universell über allem – auf der höchsten Ebene –  die Liebe, die ist, die nicht urteilt, nicht fordert…. Auf der menschlich begrenzten Ebene verstehen und erfahren wir Liebe anders. Als gelebte oder nicht gelebte Liebe, als erfahrene oder entzogene Liebe, die uns alle mit allen und allem letztendlich verbindet oder wenn nicht gelebt von allem trennt.

Besonders deutlich ist es mir durch die Erzählungen der Kriegs-und Nachkriegsgeneration geworden. Viele Menschen, für die ich die Traueransprache halten durfte, waren junge Menschen, als der 2. Weltkrieg ausbrach,  wuchsen als Kinder zwischen Trümmern und Bombeneinschlägen auf , sind während Krieges oder kurz nach  dem Krieg geboren worden.  Wir können heute nur erahnen, was es für Kinder bedeutet hat, in einem zerstörten und verstörten, durch Krieg, Angst und Hunger geprägten Umfeld aufzuwachsen. Kinder, die mit verstummten Vätern konfrontiert waren, mit Vätern an Leib und Seele versehrt, mit Verlierern und Schuldigen, die ihre schrecklichen Erlebnisse oft mit Alkohol und Schlägen kompensierten, oder sich der Vaterrolle vollständig entzogen haben – die abwesend anwesend waren. Kinder, deren  Mütter all dem genauso ausgeliefert waren, die  selbst oft traumatische Dinge auf der Flucht, in Bunkern, Verschlägen…erlebt hatten, die einfach nur funktionierten, um ihren eigenen Schmerz aus- und durchhalten zu können. Gelähmt und gefangen in ihrer eigenen Versehrtheit, waren viele Eltern eben dieser Generation nicht in der Lage ihren eigenen Kindern die nötige Nestwärme, Geborgenheit und Liebe, die für ein gesundes Wachstum erforderlich ist, mitzugeben.

Und das hat diese Menschen geprägt – für ein ganzes Leben. Hat ihre Gefühle, ihre Sicht, ihre Wahrnehmung und ihr Handeln geprägt. Auf unterschiedlichste Weise…

Ich erfuhr von Menschen, die, nach allem Erlebten, schon als Kind dicht gemacht hatten, die sich verpanzert hatten .Und sich nie von ihrem undurchdringlichen Schutzschild befreien konnten. Die wiederum an ihre Kinder keine Liebe weitergeben konnten. Selbst wenn diese im tiefsten Inneren vorhanden war. Zu starr war die Kruste der eigenen Verletzung.

Ich erfuhr von Menschen, die es im Laufe ihres Lebens geschafft hatten, auch die emotionalen Verletzungen zu verarbeiten; die es mit der Zeit fertig brachten, den Panzer abzulegen. Die sich ihren Kindern zumindest später erklären konnten.

In wenigen Fällen dieser Generation, erfuhr ich von zutiefst erfahrener Liebe durch die Eltern. Liebe, die nie entzogen wurde, auch nicht im Angesicht schrecklichster Geschehnisse. Von einer Liebe, die stärker war, als Krieg, Zerstörung und Grausamkeit… Liebe, die weiter gegeben werden konnte, auch an die nachfolgenden Generationen. Liebe, die andockt an die große universelle Liebe…

Und während ich seit Wochen an diesem Blogartikel feile, merke ich dass das GROSSE THEMA LIEBE  und das, was ich eigentlich ausdrücken möchte, nicht in Worte zu fassen ist. Die Liebe ist nicht in Worte zu fassen!  Auch nicht meine Angst, die angesichts dessen, was alles in der Welt los ist – mangels Liebe –  geschürt wird… und mein Ringen in der Liebe zu bleiben und nicht in die Angst zu gehen oder gar in Hass… auch nicht in meinem eigenen kleinen Leben, das gerade mal eher „gebeutelt“ ist – aber nicht lieblos  … und bevor dieser eher flusig zerrissene Blogartikel noch flusig zerrissener wird, möchte ich mit den letzten Zeilen eines Gedichts von Jochen Jülicher enden, das ich gerne auf Trauerfeiern verwende:

„…lebt so viel ihr könnt,
habt lieb so viel ihr könnt,

geht Euren Weg mit Kraft zu Ende!“

In diesem Sinne, für heute flusig, demnächst wieder abgefusselt,

ALLES LIEBE, Kerstin

OPPA JUPP, DIE WÜSTE & DIE INNERE TÜR…

Oppa Jupp,die Wüste und die innere Türe.. copy

…oder wie alles mit allem verbunden ist.

Ich saß gestern hier auf dem Land an meinem Schreibtisch in der Küche, schaute durch die breite Fensterfront nach draußen auf die Scheunen und meine geliebte Linden-Kathedrale. Noch sind die Bäume kahl – der strahlend blaue Himmel, die Sonne, die sich ihren Weg klar und scharf durch die Äste schnitt, suggerierten einen nahenden Frühling. Im Grün, durchtränkt vom Regen der letzten Tage, reckten Winterlinge ihre gelben Köpfchen  dem eisigen Ostwind entgegen.

Und heute morgen präsentiert sich die Landschaft unter einer weißen Decke, die alles Grün verhüllt – von nahendem Frühling keine Spur mehr und meine Gedanken wandern zurück zu meinem Jahreswechsel in der Marokkanischen Wüste.

Den letzten Abend des alten Jahres verbrachte ich am Lagerfeuer sitzend inmitten der hohen Dünen der Sahara mit Menschen aus unterschiedlichsten Teilen der Welt – einige kannte ich, andere hatte ich kurz vorher erst kennengelernt. Da saßen Menschen aus Deutschland, Österreich, Spanien, den Vereinigten Staaten, Georgien, Israel, Bangla Desh und Marokko friedlich beisammen, über allem lag das Gefühl der Einheit, des Zusammengehörens auf diesem Planeten, der Verbundenheit.Die Trommelklänge der Sahraoui – Nomaden taten ihres hinzu um alle in einen meditativen Zustand der zufriedenen Glückseeligkeit zu versetzen, in dem Raum und Zeit überwunden werden und in dem es keine Grenzen mehr gibt. Ein atemberaubende Sternenhimmel überspannte unser Lager, führte uns die Unendlichkeit und das Sandkorndasein eines jeden Menschen vor Augen.  Wenn die Trommeln verstummten, hörte man nichts anderes, als die ohrenbetäubende Stille der Wüste, die das Knistern der Flammen laut übertönte.

Meine Gedanken schweiften  vom im Augenblick sein, vom  friedlichen wohlwollenden Miteinander der Menschen aus verschiedenen Kulturen am Feuer, zur inneren Jahresrückschau, tanzten zu Menschen, die es in meinem Leben gibt und gab und klar – irgendwann landete der Strom meiner Gedanken verdichtend bei Oppa Jupp.

Mir kam ein Satz von ihm in den Sinn, den er oft wiederholte:

Wenn jeder vor seiner eigenen Tür kehren würde, dann wäre die Welt in Ordnung!

Als Kind stellte ich mir dann immer alle Nachbarn vor, die gleichzeitig die Haustüren öffneten, mit einem Besen in der Hand vor die eigenen Haustüren traten und dort kehrten, was das Zeug hielt. Und ich stellte mir die Frage, warum dann die Welt in Ordnung sein sollte.
In meinem Kinderleben gab es durchaus Widrigkeiten, wie Sonntags in ein schreckliches Kleidchen gesteckt zu werden, die sich durch das Kehren der Nachbarn vor ihren Haustüren nicht bei Seite räumen ließen. Oppa Jupps Aussage hat sich meinem kleinen Kinderhirn nicht wirklich erschlossen und ich gab die Grübelei über diesen für mich absurden Satz auf – ohne ihn zu vergessen.

Viel später erst verstand ich, was Oppa Jupp damit gemeint hat: Wenn jeder gut für sich selber sorgt und dafür Sorge trägt, dass im eigenen Leben und im Leben seiner Liebsten  alles gut ist, dann kehrt man vor der eigenen Türe.

Wenn man sich auf seine eigene Stärke besinnt, an die eigenen Fähigkeiten glaubt, wenn man achtsam mit sich und seinem Umfeld ist, wenn man, um es in eine yogische Sprache zu übersetzen, die Yamas und Nyamas pflegt – dann erreichen wir einen Zustand der inneren Zufriedenheit, der es uns erlaubt nicht mehr schauen zu müssen, was der Nachbar macht, uns nicht mehr mit dem Nachbarn vergleichen zu müssen oder gar in das Leben des Nachbarn eingreifen zu müssen. Dann kehren wir vor unserer eigenen Türe. Und wenn jedem Menschen das gelingen könnte, dann wäre die Welt tatsächlich in Ordnung.

Am Lagerfeuer darüber nachsinnend, war und bin ich unendlich dankbar, an der Seite von Oppa Jupp groß geworden zu sein. Wie tief seine einfachen Weisheiten gewesen sind, weiß ich heute. Vieles davon konnte ich für mich mitnehmen. Was Oppa Jupp mir auch gezeigt hat, ist wie wichtig es ist, auch vor „der inneren Tür“ zu kehren. Seine Gedanken und sein Tun zu hinterfragen, die Motivationen, die dahinter stehen auch kritisch zu betrachten und letztendlich auf die Yamas hin zu überprüfen.

Am Lagerfeuer sitzend kam ich wieder nur zu dem einen Schluss: Oppa Jupp war ein Yogi – auch wenn ich ihn nie im Lotussitz gesehen habe oder auf dem Kopf stehend.

Für alle, die noch nie was von den fünf Yamas gehört haben: Sie gehören zum Yoga-Weg und gelten als eine Art yogische Selbstkontrolle im Umgang mit Anderen; soziale Interaktionen. Für alle anderen, die die Yamas kennen, als Auffrischung, die man beim kehren vor der eigenen Haustüre immer mal wieder betrachten darf.

Die fünf Yamas:

1. Satya Wahrhaftigkeit
2. Ahimsa Frei sein von Gewalt (körperlich und geistig), nicht verletzen – weder körperlich,    noch verbal oder im Geist
3. Asteya Ehrlichkeit, nur das besitzen , was mir zusteht
4. Aparigraha Nicht horten, frei sein von Besitzansprüchen
5.Brahmacharia  Stetes Wandeln im Göttlichen


Was in Deutschland in der Sylvesternacht geschah, erfuhr ich erst später. Was daraus folgte und immer noch folgt, erschüttert mich im tiefsten Inneren und ich wünschte mir, dass mehr Menschen vor der eigenen Haustüre gekehrt hätten…

In diesem Sinne:

Möge der Besen mit uns sein!

Kerstin

 

 

 

 

Oppa Jupp als Schüler

LEBEN MIT DEM MUTTERTIER

OPENMINDYOGA Blog Hamburg, Yoga, Yogatherapie, Entspannung, Meditation

Liebes Muttertier,

Du hast schon einige tolle Geschichten von mir aus deiner Sicht erzählt oder gepostet, aber jetzt bin ich dran.

Mama? Wegen deinen Erziehungen musst du dir schon mal keine Sorgen machen, denn du hast mich sehr gut erzogen.

Ich finde es gut, dass ich nur bei Ausnahmen länger draußen bleiben darf oder mich jemand nachhause begleiten soll, wenn es besonders spät wird, auch wenn es manchmal nervt, vor allem wenn meine Freunde länger draußen bleiben dürfen.

Dass du immer wissen willst, wo ich bin, finde ich auch gut, für den Fall, dass mir was passieren würde, aber dass du da immer anrufen willst ist echt mega nervig! Weil, ich sag dir ja eigentlich immer – fast immer –  meistens -die Wahrheit.

Ich bin froh, dass ich so offen mit dir über Partys und andere Sachen reden kann, auch wenn ich manchmal gar keine Lust habe, über bestimmte Sachen zu reden, z.B. über mein „Liebesleben“!

Dann gibt es noch diese Geschichte mit dem Abwaschen…ich weiß du hast dir gewünscht das ich z.B. einen Monat oder eine Woche lang abwasche, diesen Wunsch würde ich dir liebend gerne erfüllen, aber leider muss ich dich trotzdem enttäuschen, denn ich schätze dieser Wunsch wird nicht in Erfüllung gehen!
Also schlage ich vor uns schnellstens eine Spülmaschine zu kaufen, damit wir beide uns nicht mehr mit dem Abwaschen quälen müssen.
Ach übrigens, wenn ich mal wieder nicht den Abwasch mache, werde nicht sauer, du musst mich auch verstehen. Ich habe nämlich auch viel zu tun – z.B. Schule, Freunde Treffen, Sport und schlafen, aber selbstverständlich opfer ich für den Abwasch ab und zu mal meine Zeit.

Zum Ende muss ich den Lesern unbedingt 2 kleine Geschichten erzählen:

An eurer Schlafzimmertür haben wir ein Poster hängen, wo eine leichtbedeckte Frau Yoga -Übungen macht. Jedes mal, wenn ich Besuch bekomme und einer meiner Freunde das Poster sieht, werde ich gefragt: „Sind das Sexstellungen?“ Das ist mir immer RICHTIGGG PEINLICH.

Jetzt kommt die zweite Geschichte, die mir noch peinlicher ist, als die andere. Eine gute Freundin war bei mir zu Besuch, wir unterhielten uns, alles war gut – bis zu dem Moment, als pötzlich jemand (Papa) im Wohnzimmmer trommelte und komische Sing- und Heulgeräusche machte. Das war mir so mega peinlich, meine Freundin macht sich bis heute darüber lustig. *

Mama, ich wünsch Dir und allen anderen Frohe Weihnachten

PS. Stell dich drauf ein, dass es bald eine Party bei uns geben wird

* Der Papa macht eine Schamanenausbildung. Anmerkung der Redaktion 😉

Das Muttertier mit seinem Pubertier…

…ihr könnt erahnen, wie die beiden
zueinander stehen…

Danke Clara, für Deine Idee und
Deinen tollen Beitrag…großes Kino!
Oppa Jupp hätte Euch beiden
Schönheiten geliebt.

Kerstin, die Claras Text 1 zu 1
übernommen hat…

JAHRESWECHSEL & OPENMINDYOGA

OPENMINDYOGA Hamburg, Yoga, Meditation, Entspannung

 

OPENMINDYOGA Hamburg, Yoga, Meditation, Entspannung

In diesem Sinne wünschen wir allen Yoginis und Freunden von OPENMINDYOGA wundervolle Feiertage mit vielen Zeitfenstern, die Euch Raum zur Einkehr und Entspannung bieten. Licht und Liebe in dieser dunklen Jahreszeit auch! Aber wir haben es geschafft, ganz bald werden die Tage wieder länger – das Licht kehrt zurück! Zu jedem von uns!

Kommt gut durch die Tage zwischen den Jahren – und wer mit anderen Bräuchen vertraut ist, der weiß vielleicht, dass man die Wäsche sowie andere Hausarbeiten lieber ruhen lassen sollte, damit die kleinen Kobolde keinen Unsinn machen können.

Ergo: Es ist ENTspannung angesagt. Nichts tun, genießen, einkehren und ein wenig über das ein oder andere reflektieren.

Kommt gut und gesund ins und durchs Neue Jahr! Mögen sich die Dinge für Euch so entwickeln, wie Ihr es Euch wünscht und wie es richtig für Euch ist!

THE ONLY WAY IS UP…und oben kann auch unten sein.
Bedenkt die Macht des Geistes!
Alles ist möglich!

Euch allen alles Liebe,
Daniela und Kerstin

OPENMINDYOGA geht am 23.12.2015 in die Jahreswechselpause. Am 5. Januar 2016 sind wir wieder für Euch da. Wir freuen uns auf ein tolles Neues Jahr mit Euch – mit neuen Kursen und Workshops!

LEBEN MIT DEM PUBERTIER – Teil 2

Leben - mit dem Pubertier copy

Und dann ist da noch das Thema ums abendliche rausgehen und woanders schlafen.

Das Pubertier ist 16 Jahre und darf, laut Gesetzgeber bis 24 Uhr draußen bleiben. So weit so gut! Ich bin großzügig und lasse sie auch mal bis 1 Uhr durch Hamburg streifen – ich kann mich noch gut an die Diskussionen mit meiner eigenen Mutter erinnern und an das Feilschen um jede Minute länger. Auch das Übernachten bei Freundinnen lasse ich gerne zu, denn mir ist es lieb, wenn die „jungen Erwachsenen“ nicht alleine durch die dunklen Straßen laufen. Nun ist es aber inzwischen so, dass ich viele ihrer Freundinnen gar nicht mehr kenne, geschweige denn deren Eltern – so wie früher als die Pubertiere noch mit Barbies spielende Kinder waren. Dennoch: ich hatte mich dafür entschieden meinem Pubertier zu vertrauen.

Irgendwann bin ich dann doch etwas stutzig geworden, als sie bei XY geschlafen hatte und morgens um 9Uhr bei uns auf der Matte stand, weil es bei XY kein Frühstück gab.

Ich beschloss in Zukunft etwas gezielter nachzufragen, wenn es mal wieder um aushäusige Übernachtungen bei einer der vielen Freundinnen ging.

An einem der letzten Wochenenden machte ich daraufhin folgende Erfahrung, die ich euch in chronologischer Reihenfolge weiter geben möchte:

Freitag Abend 18Uhr: Das Pubertier eröffnete mir, sie wolle zu einer Party und bei Julia (Name von mir geändert) schlafen, weil Julia nicht weit entfernt von der Party, die am entgegengesetzten Ende von Hamburg stattfand, wohne. Ich schlug vor Julias Eltern anzurufen, worauf ich einen ziemlich erstaunten Blick erntete und die Aussage, sie würde mir später deren Nummer schicken.

Kurze Zeit später, es war 19 Uhr, war das Pubertier voll durchgestylt verschwunden.

Um 20 Uhr bekam ich eine Nachricht mit einer Handynummer, die ich anrief und mit einer Mailbox verbunden wurde.

Um 21 Uhr erhielt ich einen Anruf vom Pubertier, das mir erzählte, es würde nun doch nicht bei Julia übernachten, sondern bei dem jungen Mann, bei dem die Party stattfinden sollte. Worauf hin ich vorschlug, dann eben dessen Eltern anzurufen. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon mehr als überrascht, welche Wendungen dieser Abend genommen hatte und wie flexibel das Pubertier doch bezüglich Übernachtungsmöglichkeiten sein konnte. Dies brachte ich auch zum Ausdruck und meine Tochter befand, ich würde doch etwas übertreiben und ziemlich „rumstressen“.

Wieder wenig später –um 21.20 Uhr – bekam ich einen Anruf vom Pubertier, in dem es hieß, derjenige welcher würde in einer Jugendwohnung leben und feiern und es gebe gar keine Eltern mit denen ich mich in Verbindung setzen könne.

Uuuuups!!! Langsam wurde ich ein wenig ungeduldig und zweifelte stark an der Verlässlichkeit diverser vorheriger Aussagen und versuchte meiner Tochter näher zu bringen, dass das problematisch für alle weiteren Entscheidungen sein könnte.

Das Pubertier völlig entrüstet, schlug vor, ich könne mit ihrem besten Freund sprechen, der auch dort übernachte und auf sie aufpassen könne und würde. Ich atmetete tief durch und willigte ein. Allerdings sollte ich mich noch ein wenig gedulden, weil  sie noch gar nicht mit ihrem besten Freund unterwegs war und sie könnten sich erst um 24 Uhr (=Beginn der Party, weil „vorher ist da eh nix los“) melden. Ich überprüfte meine Verständnisfähigkeit und verglich die Uhrzeit mit meinem natürlichen Biorythmus und sagte ihr, dass 24 Uhr, zu spät sei. Nach einigem Hin und Her und der Idee Sprachnachrichten zu senden, die ich mir am nächsten Morgen anhören könnte, war ihr bester Freund wenig später (22.15 Uhr) dann doch zu Stelle und versicherte mir, dass er gut auf mein Wertvollstes aufpassen würde und ich ließ die Kinder und mich zur Ruhe kommen.

„Puh“ mögt ihr euch vielleicht an der Stelle denken; das ist schon grenzwertig und vielleicht hätte der eine oder andere Elternteil das Pubertier schon lange vor 22.15 nach Hause diktiert. Aber ich habe das Gefühl, in diesem Chaos haben wir beide viel gelernt, was Zulassen, Zumuten und Vertrauen angeht.

Wir konnten dann auch am nächsten Morgen beim gemeinsamen Frühstück um 10Uhr (jetzt konnte ich mir auch vorstellen, warum es so häufig kein Frühstück gibt)  darüber sprechen und uns über unsere jeweiligen Sicht – und Emfindungsweisen austauschen. Und ich glaube tatsächlich, bei ihr ist angekommen, dass es mir darum geht, offen und ehrlich miteinander zu sein. Auch wenn das für sie vielleicht heißt, ein „Nein“ von meiner Seite zu riskieren (denn das war ihre größte Befürchtung).

Und dass das für mich vielleicht heißt, nicht immer ganz genaue Angaben darüber zu haben, wo und bei wem Partys stattfinden oder (viel schlimmer) sogar, was dort stattfindet, sondern ihr einfach zu vertrauen.

Letztendlich muss sie ihre eigenen Erfahrungen machen – wie auch wir alle unsere machen mussten, um zu verantwortungsvollen Menschen heranzureifen. Aber den Rahmen, den ich noch 2 Jahre vorgeben darf und vielleicht sogar muss, sollten wir unter anderem mit Respekt und Ehrlichkeit füreinander füllen.

Das hat auch das Pubertier verstanden. Zumindest erhalte ich seither etwas genauere Angaben und auch Auskunft über spontane Veränderungen an den Abenden, an denen meine geliebte, junge heranwachsende Tochter unterwegs ist.

Es ist und bleibt spannend in unserem pubertierischen Zusammenleben! Und stellt mich immer wieder vor die Frage, wie würde ich  im pubertierischen Dschungel ohne Yoga überleben?
Auf jeden Fall weniger entspannt und gelassen!

Bis bald

Daniela

 

 

LEBEN MIT DEM PUBERTIER – TEIL 1

Leben - mit dem Pubertier copy

…oder was vom Leben übrig bleibt..

Es wird mal wieder Zeit euch vom Pubertier zu berichten .Von den täglichen Herausforderungen und Freuden einer Yogini, einem Großstadt-Schamanen und eben dem Pubertier – der Tochter von Beiden.

Und von gefühlt schon Äonen andauernden innerpsychischen und ausagierten pubertären Zuständen einer Sechzehnjährigen.

Aber Pubertiere bleiben ja nicht ewig im Stadium von totaler Bockigkeit, Launenhaftigkeit und Verwirrung ( wovon wir hoffend ausgehen! ) und werden, wie ich beim letzten Elternabend der neuen 11. Klassen der Stadtteilschule vernommen habe, nun als „junge Erwachsene“ bezeichnet. (Uuups! Meinen die damit all die kleinen Monster, die sich bisweilen zu Hauf im Zimmer unserer Tochter stapeln, unsere Tochter selbstverständlich mit gestapelt.)

Junge Erwachsene! Diese Bezeichnung macht ganz schön was her! Sie impliziert vor allen Dingen auch ein gewisses Maß an Verantwortung und Selbsterkenntnis. Und ich ertappe mich dabei, dass ich auf Spurensuche gehe, in welchen Situationen mit dem Pubertier ich diese Eigenschaften erlebe.

Wenn ich mir dann unser Zusammenleben so anschaue, wäre da zum Beispiel die Sache mit dem Abwasch. Wir haben tatsächlich keine Spülmaschine im Haus und waschen das Geschirr per Hand. Also vor allem WIR- Yogini und Großstadtschamane-in achtsamen, wassersparenden und meditativen Bewegungen. Und in meiner Vorstellung könnte das Pubertier wenigstens ihre Schüssel morgens abspülen oder die Gläser, die sie- Tage später nach Gebrauch – aus ihrem Zimmer räumt. Sie darauf anzusprechen ist aber gar nicht so einfach! Bin ich ruhig und gelassen, bekomme ich entweder keine Antwort oder ein mürrisches Knurren zurück, was so viel heißen soll wie: „Nerv mich nicht!!“.
Verlassen mich in einem Moment der Verzweiflung alle guten Geister und ich bin fordernd bis angriffslustig, kann es durchaus mal zum Streit zwischen uns kommen und das Pubertier kontert mit achselzuckender Miene, ich solle nicht ständig mit der gleichen Leier kommen und  sie wisse schon was zu tun sei, aber sie hatte es – wie so oft -echt eilig und musste – wie so oft – echt  schnell los. Immerhin kann ich also davon ausgehen, dass sie zu den Treffen mit ihren Freundinnen pünktlich und zuverlässig erscheint!  Das spricht durchaus für die Qualitäten meines Pubertieres. Immerhin!

Dennoch: Zumindest am Wochenende und in den Ferien, wünsche ich mir, dass ein Zeitfenster zwischen im Bett Serien gucken, telefonieren und Nachrichten schreiben etc.,  dem sehr sorgfältigem Schminkprozedere und dem Verlassen der Wohnung,  einige wenige Minuten für den  Abwasch eingeplant werden könnte. Wenn das absolut nicht machbar ist, (okay, wir wollen nicht zuviel verlangen!!) wenigstens: nasses Handtuch zurück ins Badezimmer bringen, anstatt es aufs Bett zu werfen und die leere Milchtüte in den Abfalleimer werfen, anstatt sie zurück in den Kühlschrank zu stellen. Wie schön wäre es, an dieser Stelle ein wenig mehr von der Verantwortung, die ein junger Erwachsener erreicht haben könnte, zu spüren!!!

Aber an der Stelle stehen wir (noch) nicht ! Jaaa, das Leben mit Pubertieren hat etwas von Sisyphos und seiner Arbeit ( wer in der pubertierischen Seifenoper nun Sisyphos und wer der Stein ist, bleibt der Betrachtung jedes Einzelnen überlassen ) und lässt mich manchmal daran zweifeln, ob wir überhaupt eine gemeinsame Sprache sprechen und lässt mich in Erwägung ziehen, dass es vielleicht so etwas wie pubertäre Amnesie gibt – zumindest was elterliche Abmachungen angeht . Gerade gehört und schon vergessen. Im Nebel der vielen coolen Serien, Partypoints, Verabredungen,Mode- und Kosmetiklabels versunken.

Fakt ist, ich gebe nicht auf – was bleibt mir auch anderes übrig, wenn ich möchte, dass mein Pubertier ein verantwortungsvolles Wesen im Sinne eines jungen Erwachsenen wird?! (Wovon ich im tiefsten Inneren überzeugt bin!)

Den Kopfstand habe ich auch nicht an einem Tag gelernt und Rom wurde bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Und das Wissen darum, dass wir mit all dem nicht allein sind, dass auch tiefenentspannte Yoga Freunde aus Hamburg, das gleiche durchmachen müssen, lässt die Hoffnungsflamme immer weiter lodern.

In diesem Sinne,

alles Liebe und bis bald, wenn es wieder heißt:

Pubertiereltern am Rande des täglichen Zusammenbruchs

Eure Daniela

 

OPENMINDYOGA Hamburg, Yoga, Entspannung, Meditation, Blog, Pubertier

Vorsicht! Ahnungslose Pubertiere mit Aufschriften auf Pullis, die sie nicht verstehn, sind los!! Freie Übersetzungshilfe für alle: Namaste-„mein Licht grüßt dein Licht“ usw.

Immer schön flauschig bleiben!

 

HAARE AUF DEN ZÄHNEN

Haare auf den Zähnen, Yoga, Yoga Hamburg, Openmindyoga
…oder es kommt immer auf die Perspektive des Betrachters an

…und was hat all das überhaupt mit Yoga zu tun. Lange liegt der letzte Blogeintrag zurück… und nach wie vor gibt es weder Telefon noch Internet bei mir auf dem Land in Neverstaven, was die Sache mit den virtuellen Geschichten eindeutig erschwert. Habt Geduld! Wie auch ich lernte, sie haben zu müssen. Es wird sich ändern. Licht am Ende des unermesslichen Telekom-Tunnels ist zu sehen…

Oppa Jupp habt ihr schon kennengelernt. Und seine Frau, Mutter Mary, meine Oma, bzw. Omi auch. Und Hättwisch, meine Mutter – die mit der orangenen Stehlampe… (Sie ärgert sich gerade jetzt, wenn sie das liest. Darüber, dass ich nichts Netteres über sie schreibe und sie Hättwisch nenne. Aber Hättwisch, Du weißt wie es gemeint ist, oder?)

Jedenfalls – es da gab es noch jemanden im Haus. Omma!

Omma Margarthe! Das war die Mutter von Oppa Jupp. Die war steinalt – sie war kurz vor 90. Omma hatte vier Zähne, lange graue Haare, von Mutter Märy täglich geflochten und zu einem imposanten Dutt hochdrapiert. Sie war die Patriarchin unserer Familie. Und thronte in einem geflochtenem Armlehnensessel – immer an der gleichen Stelle am Fenster sitzend – über ihrem Reich. Ihr Reich, das war ihr Zimmer und das Haus, der Garten und die Menschen, die sich dort aufhielten. Die Menschen waren wir. Ein Teil von Ommas Familie.

Der andere Teil lebte im Haus gegenüber oder sehr weit weg. In Düsseldorf. Für mich waren die 40km nach Düsseldorf als Kind jedes Mal eine Weltreise, wenn es Sonntags zu Tante Grete ging. Grete war die Schwester von Oppa Jupp und auch eine ganz Tolle. Und wiederum ihre Familie war auch ziemlich toll.

Diese Besuche waren trotz all der netten Menschen SCHRECKLICH!!! Eine meiner persönlichen Kinderkatastrophen. Zu diesem Besuchszweck wurde ich nämlich in ein Kleidchen gesteckt – was nie ohne lautstarkes Brüllen meinerseits geschah.( Wenn ich damals schon gewusst hätte, dass es einen Kinderschutzbund gibt, ich hätte dort mit wehenden Fahnen Einzug gehalten … ) Ich liebte meine Hosen, die auf meinen Ausflügen dreckig werden konnten, mit denen man auf Bäume klettern konnte, durch Maisfelder streifen konnte, auf dem Hosenboden in verbotene Kiesgruben rutschen konnte, an denen man sich die dreckigen Finger abwischen konnte … und all die anderen tollen Sachen, die man eben mit Hosen machen konnte, ohne sie Schaden nahm. All das konnte man in einem Kleidchen nicht!
Es war zudem verboten.

Aber zurück zu Omma. Zu Omma Margarethe – von der ich eigentlich erzählen wollte. Als Kind schnappte ich mehrfach auf:
Die Omma hat Haare auf den Zähnen!
HUCH!!!!! Was war denn das? Haare auf den Zähnen? Das war mir eigentlich nie aufgefallen. Aber ich wollte der Sache unbedingt auf den Grund gehen. So versuchte ich Omma jedes Mal, wenn sie sprach, auf die vier verbliebenen Zähne zu gucken. In meiner kindlichen Phantasie erwartete ich vier Dinger in ihrem Mund zu sehen, die aussahen, wie Barba-Bo (das war der kleine, schwarze pelzige Barbapapa-Spross).
Aber ich konnte keine Haare nirgends nie entdecken. Sie hatte ganz normale Zähne – auch, wenn es nur vier waren.

Das, was die Erwachsenen sagten, blieb mir, wie so oft, ein Rätsel.Und tut es heute noch…

Dass sie kein einfacher Mensch war und dass sie dem einen oder anderen Familienmitglied das Leben nicht eben leicht gemacht hat, das weiß ich heute. Als Kind wusste ich es nicht. Ich habe sie geliebt. Sicherlich auch, weil ich den Urenkelinnenbonus genoss. Wenn ich mir bei einer quengeligen Bitte ein eindeutiges NEIN durch alle anderen familiären Generationsinstanzen abgeholt hatte, war Omma IMMER die jenige, die JA sagte. Und Ommas Wort war halt Gesetz. Also war Omma entscheidend wichtig für mein kleines Abenteuerinnenleben. Noch heute habe ich Ihre Worte in den Ohren: Nu losst dat Kink doch! (Nun lasst das Kind doch!) und mit einem Augenzwinkern zu mir gewandt sagte sie jedesmal: Wenn de ens so alt bis wie isch, denkste ens an misch. Nun bin ich gerade mal halb so alt wie Omma und denke nicht nur „ens“an sie, sondern oft.

Aber was hat das alles mit Yoga, Yoga in Hamburg Entspannung oder Meditation zu tun?

Na ja – ganz schön viel. Wer sich ein wenig tiefer mit Yoga, der philosophischen Wissenschaft dahinter und den alten Schriften beschäftigt hat, der wird erkennen, welche Vrittis hier am Werk waren… ;-). Aber das würde an dieser Stelle zu weit führen…

In diesem Sinne, bis ganz bald,

Kerstin

Haare auf den Zähnen,Foto

 

Links versteckt sich Omma hinter einem Haselstrauch, rechts versteckt sich Mutter Mary hinter selbst gepflückter Petersilie und in der Mitte versuche gerade mal wieder über einen Zaun zu klettern…